Zauberhafte Zupfmusik in der Marktkirche
Die zahlreichen Zuhörer des Konzertes am "Tag der Deutschen Einheit" in der Marktkirche St. Dionys in Eschwege durften das Ergebnis eines ganz besonderen Musikprojektes genießen − Jugendzupforchester Hessen trifft Senioren Zupfensemble "Spätlese". Beide Klangkörper, bestehend aus Mandolinen, Mandolen, Gitarren und Kontrabass, sind überregionale Landesorchester des BDZ Bundes Deutscher Zupfmusiker Landesverbandes Hessen e.V.. Man verbrachte das lange Wochenende in der Jugendherberge bzw. im Seminarhaus an der Blaue Kuppe in Eschwege. Es wurde intensiv geprobt, jeder für sich und auch gemeinsam, um zum Abschluss in einem gemeinsamen Konzert in der Marktkirche die einstudierten Musikstücke einem interessierten Publikum zu präsentieren. Die Akustik der als Konzertraum bestens geeigneten Kirche St. Dionys verstärkte und verschmolz die mal zart und filigran, mal rhythmisch und akzentuiert ertönenden Klänge der Instrumente, so dass die Musik zu einem ganz besonderen Hörgenuss wurde. Das Programm beider Gruppen setzte sich überwiegend aus Originalwerken für Zupforchester aber auch aus Bearbeitungen von Musik klassischer Komponisten zusammen. Da war für jeden Geschmack etwas dabei, was mit begeistertem Applaus und "standing ovations" von Seiten der Zuhörer bestätigt wurde.
Das Jugendzupforchester Hessen wurde bereits 1980 ins Leben gerufen, ist aber derzeit unter neuer Leitung von Ariane Lorch im Neuaufbau. Für die jetzige Spielerzusammensetzung war es erst die dritte Probephase und somit das erstes Konzert. Die knapp 30 jungen Musiker und Musikerinnen sind zwischen 12 und 23 Jahre alt.
Das Ensemble "Spätlese" unter der musikalischen Leitung von Stefanie Acquavella-Rauch, mit zurzeit 16 Mitwirkenden und einem Durchschnittsalter von 66 Jahren, startete 2013 als Seniorenprojekt 50-plus. Die gemeinsame Freude am Musizieren auf Zupfinstrumenten kennt keine Altersgrenzen. Das spürte man spätestens, als zum Schluss des Konzertes alle 45 Spieler und Spielerinnen bunt gemischt auf der Bühne saßen, zuerst mit einem stimmungsvollen Volkslied aus Schweden die Zuhörer verzauberten und dann energiegeladen ein Rhythmusspiel mit Klatschen, Schnipsen, Klopfen, Flüstern und Pfeifen intonierten.
Die Präsidentin des BDZ LV Hessen bedankte sich zum Schluss bei der Stadtkirchengemeinde für die Ermöglichung dieses Konzertes und bei dem Mandolinenorchester Werratal-Eschwege für die wertvolle Organisationshilfe vor Ort.
Gisela Schmidt
Stockholm ruft – Ensemble "Spätlese" kommt
Wer hätte das gedacht, dass der erste "Workshop 50+" des BDZ LV Hessen e.V., der im Jahre 2013 stattfand, drei Jahre später zu einer Konzertreise nach Stockholm führen würde. Keiner der damals teilnehmenden ZupferInnen hätte das je für möglich gehalten.
Das hessische Seniorenorchester "Ensemble Spätlese" ist mittlerweile eine feste Institution mit 2 – 3 Workshops im Jahr und einem Konzert zum Abschluss des Jahresprojektes. Anlass für die Reise war einerseits der Kontakt unserer Dirigentin und Mandolinentrainerin, Prof. Dr. Stefanie Acquavella-Rauch zu dem schwedischen Komponisten Olof Näslund und andererseits der Kontakt unseres Mandolinenspielers Manfred Hock zu Frau Dr. Andrea Fuchs, einer befreundeten Gitarrenspielerin aus Haibach und ehemaliger Mitspielerin im Hessischen Zupforchester, die jetzt in Stockholm wohnt und dort im "Stockholm Gitarrenensemble" spielt sowie eine Einladung des Vorsitzenden des Ensembles, Herrn Jan Nilson, zum 25-jährigen Bestehen dieser Spielgemeinschaft.
Unter anderem mit zwei Näslund Stücken im Gepäck und viel Enthusiasmus machten sich also die Dirigentin, 14 ZupferInnen, unterstützt vom Mental- und Übetrainer Johannes Tappert und 6 begleitende EhepartnerInnen vom 16. – 20.März 2016 auf nach Stockholm. Gleich an unserem Anreisetag hatten wir am späten Nachmittag die erste gemeinsame Probe mit dem "Stockholm Gitarrenensemble". Die Dirigentin, Frau Lucia Sánchez Jordán, eine Argentinierin, die seit vielen Jahren in Stockholm zuhause ist, hatte mit ihrer 16-köpfigen Gruppe eine Reihe von sehr schönen südamerikanischen Stücken einstudiert. Lucia und Stefanie dirigierten dann jeweils ein schwedisches Stück mit beiden Ensembles für unsere gemeinsamen Konzertbeiträge. Hier wurde wieder einmal deutlich, dass Musik die Sprache ist, die jeder versteht, unabhängig von schwedischen, deutschen oder englischen Kommentaren. In der Pause lud uns das Gitarrenensemble zu einem herzhaften Imbiss ein und wir konnten uns alle ein wenig näher kennenlernen.
Der erste Höhepunkt war am nächsten Tag unser Gastspiel beim Lunchkonzert in der berühmten "Kungliga Tekniska Högskolan" (KTH- Techn. Hochschule Stockholm). Das Konzert war in der Zeitung angekündigt worden und der imposante Saal war voll besetzt. Das Gitarrenensemble spielte zuerst, dann wurden wir von Herrn Gunnar Julin, dem Dirigenten des akademischen KHT-Orchesters begrüßt und vorgestellt. Zu unserem größten Vergnügen hat er die etwa 120 Zuhörer animiert, eine lautstarke "la ola" zu zelebrieren. Wir waren total überwältigt von dieser Begrüßung und gaben unser Bestes für unser kleines Konzert. Es gab viel Applaus und im Namen der Hochschule lud Gunnar Julin beide Ensembles danach zum Mittagessen in die traditionsreiche Eisenbahngaststätte "Järnvägsrestaurangen Östra Station" ein.
Vor dem nächsten Höhepunkt, dem gemeinsamen Konzert am Freitagabend in den "Amorinasalen" Sollentuna, haben wir eine große Altstadtführung unternommen und zeit- und frühgeschichtliche Kultur kennengelernt. ABBA-Museum und als absolutes Highlight das Vasa-Museum mit dem gleichnamigen Kriegsschiff, das 1628 am Tag seiner Jungfernfahrt im Stockholmer Hafen gesunken ist, gehören zum Pflichtprogramm einer Stockholm Reise ebenso wie ein Besuch des Freilichtmuseums "Skansen".
Das schwedische Gitarrenensemble eröffnete das Konzert in Sollentuna. Für die südamerikanischen Rhythmen (Tango, Milonga u.a.) wurde viel Beifall gespendet. Im Beisein der zwei schwedischen Komponisten Jan Rudling und Olof Näslund, deren Stücke wir u.a. im Repertoire hatten ("Gånglåt för Anund", "Zwischen fünf zu drei und vier" und "Tänkeplatsen"), spielten wir ein anspruchsvolles, abwechslungsreiches Programm: "C´era una volta", G. Sartori, "Ciel de Seville", M. Maciocchi, "Bagatelle", G. Luft, "Yurubi", J.A. Zambrano und "Sinfonia in Sol", D. de Giovanni. Stefanie und Hannes spielten ein grandioses Duo für Mandoline und Gitarre von Olof Näslund. Zum Schluss kamen alle SpielerInnen von beiden Ensembles auf die Bühne und unsere Orchesterleiterinnen dirigierten die am Ankunftstag geprobten Werke mit Andrea als Solistin an der Gitarre. Es gab auch für uns viel Beifall an diesem beeindruckenden Konzertabend, den wir anschließend gebührend mit einem Umtrunk und einem Imbiss feierten, zu dem uns unsere schwedischen Musikfreunde einluden. Hierbei lernten wir auch Lars Forslund kennen, Schwedens Mandolinenveteran, der bereits im Deutschen Zupforchester der 80er-Jahre mitwirkte und mit Olof Näslund aus Linköping angereist war. Weil wir so viel Freude hatten, mit den Schweden zusammen zu musizieren, haben wir sie für nächstes Jahr nach Deutschland eingeladen.
Das Goethe-Institut förderte unsere Gastspielreise mit einem Reisekostenzuschuss. Dafür bedanken wir uns ganz herzlich! Großes Dankeschön auch an Andrea und Manfred, unsere beiden Reisemanager. Andrea war während all dieser Tage immer für uns da, begleitete uns, gab Tipps, transportierte Instrumente, übersetzte und am letzten Abend nach unserem gemeinsamen Abschiedsessen bekam sie dafür auch eine "la ola" von uns. Last but not least großen Dank an Steffi und Hannes, die uns für die Konzerte fit gemacht haben und uns immer wieder bei schwierigen Passagen mit Eis-kaf-fee, Eis-kaf-fee, Scho-ko-la-de, Eis-kaf-fee ermutigt haben!
Diese Reise war etwas Besonderes und für alle ein tolles und unvergessliches Erlebnis. Gemeinsames Musizieren, Freude, Spannung, Spiel, Spaß und interessante Stockholm Impressionen zu teilen, (O-Ton von Inge und Werner) schweißen zusammen und stärken den Zusammenhalt unseres Ensembles. Wir alle freuen uns schon wieder auf einen neuen Workshop für 50+ SpielerInnen im Juli 2016 im Flensunger Hof in Mücke, und wir hoffen, dass sich wieder einige Neue trauen, einfach mal an diesem Kurs teilzunehmen. Auch wenn Ihr meint, aus der Übung oder nicht "gut genug" zu sein, habt keine Scheu; die Trainer geben jedem wichtige Tipps und viele praktische Ratschläge zum Üben und Lernen. Wir freuen uns auf alle, die in unserem kleinen aber feinen "Ensemble Spätlese" noch mitspielen wollen.
Hermine Grube
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